Tag 6: Bodenwerder – Warburg

  • Tourverlauf (bei Komoot): https://www.komoot.de/tour/t197688703?ref=atd
  • Wetter: Sonne, Wolken, Regen, Wind, bis 15°
  • Länge: 78,2 km (Plan); 90 km (Ist)
  • Gesamtstrecke (Ist): 446 km
  • Dauer: 5 Stunden; Höhenunterschied: 590 m (+) / 460 m (-)
  • Highlights: Weser-Radweg, Kloster Corvey, Warburg
  • Ziel: Hotel Alt Warburg (http://www.booking.com/Share-O3dsry)

Nach einem reichhaltigen Frühstück, das schon komplett auf dem Tisch stand, wurden erst die Plastiktüten gepackt, dann die Tüten in die drei Radtaschen und zuletzt die Radtsschen auf den Drahtesel. Ein Vorgang, der trotz Übung immer mindestens 30 Minuten dauert.

Für das Münchhausenmuseum hatte ich leider keine Zeit mehr. Dafür überraschte die Fußgängerzone noch mit einem ungewöhnlichen Ausstellungsstück…

Dampfmaschine in Bodenwerder (Für 1 Euro soll sie sogar laufen…)

Da es nun ausnahmsweise mal trocken war, konnte ich den Weserradweg auch richtig genießen: Er dürfte zum Besten gehören, was wir in Deutschland auf diesem Gebiet haben: Perfekte Wege, abwechslungsreiche Aussichten und eine gute Infrastruktur (auch wenn immer noch vereinzelt Schutzhütten gesperrt sind).

Das trockene Wetter hatte dann auch zur Folge, dass mir sehr viele Radfahrer entgegen kamen (Es fährt natürlich kaum jemand in Richtung Quelle, so wie ich.). Auch hier waren die E-Bike-Fahrer über 60 deutlich in der Mehrheit (… haben die nichts besseres zu tun 😉 ?).

Die Bergabfahrer hatten den doppelten Vorteil des Rückenwindes. Ich musste trotz ebener Strecke entweder die Motorunterstützung zuschalten oder selbst mehr treten.

Ein Wort zur Batteriereichweite: Die Kunst des E-Bike-Fahrens besteht darin, die vorhandene Akku-Leistung richtig über den Tag zu verteilen. Man möchte ja ungern beim abendlichen Anstieg völlig ohne Unterstützung dastehen, sonst steht man da und muss ggf. schieben. Das Gepäck machte bei meinem Rad auf ebener Strecke schon den Unterschied zwischen 120 km ECO-Reichweite normal und 100 km Reichweite mit Gepäck aus. Somit heißt es bei jeder Gelegenheit Strom zu sparen (Was ja überhaupt ein guter Ansatz ist… Schöne Grüße an Parents for Future!).

Eine Schutzhütte, die vor Corona geschützt werden muss. Till Eulenspiegel hätte seine Freude gehabt…

Auch heute blieb mir ein heftiger Regenguß nicht erspart. Aber diesmal hatte er etwas Gutes: Das Kloster Corvey bot sich als trockenes Plätzchen an. Das Welterbe ist wirklich bemerkenswert. Das Westwerk ist noch aus karolingischer Zeit. Karl der Große wollte von hier die Christianisierung der Sachsen vorantreiben (…was ja leider nicht von Dauer gewesen ist…). In jeder Epoche kamen neue Teile hinzu, vor allem im Barock und nach der Säkularisierung (Schön war u.a. ein riesiger Billardtisch im fürstbischöflichen Teil.)

Ein heftiger Regen trieb mich ungeplant in das Weltkulturerbe Kloster Corvey

Beeindruckend war auch die Bibliothek, die wohl zu großen Teilen Hoffmann von Fallersleben (Dichter der Nationalhymne) zusammengetragen hat, der auch hier begraben ist.

Nach diesem kulturellen Highlight kam die Sonne wieder raus und erlaubte eine schöne Weiterfahrt. Vielfach fuhr man zwischen zwei Gewässern, nämlich der Weser und den Seen, die durch den Abbau von Weserkies entstanden sind. Viele Camping- und Badeplätze zeugten vom hohen Freizeitwert dieser Landschaft.

Nach 60 km musste ich das schöne Wesertal verlassen. Nun hatte ich von Beverungen aus 30 km mit einem Anstieg über die ersten 10 km zu bewältigen. Aber auch hier waren die Radwege perfekt und nicht zu steil, so dass ich noch mit genügend Power (eigene und Akku) oben ankam. Ich hatte mir Warburg als Zielort ausgesucht, weil ich in dieser Gegend (genauer in Borgentreich) meinen Grundwehrdienst abgeleistet habe (auch hier sollten Kinder wieder ihre Eltern fragen, was das denn mal gewesen ist).

Der Desenberg – ein Basaltvulkan in der Warburger Börde

In Borgentreich selber habe ich nichts mehr wieder erkannt. Ich glaube, die Kaserne gibt es auch nicht mehr. Ich war damals mit keiner großen Begeisterung bei der Sache (In unseren Jahrgängen war es auch eher üblich, Zivildienst zu machen, aber dafür war ich zu bequem.). Daher war ich auch froh, als endlich der letzte Tag gekommen war (…was auch wieder eine meiner Bingo-Geschichten ist…):

Was ist eine Bingo-Geschichte? Als zugegeben etwas älterer Mensch kann es passieren, dass man in trauter Familien- oder Freundesrunde Geschichten zum Besten gibt, die die Zuhörer schon ein- oder mehrfach gehört haben (wofür ich mich in aller Form entschuldigen möchte… 😉 ). In unserer Familie gibt es da die witzige Idee, man könne doch Bingozettel mit zufällig verteilten Schlagwörtern dieser Geschichten verteilen. Wenn ein/e Zuhörer*in dann eine Reihe oder Spalte vollständig abgehakt hat, ruft er/sie „Bingo“ und hat gewonnen. (Das ist natürlich hoffnungslos übertrieben… – [Leicht ärgerlicher Emoji].)

Bingo-Geschichte: „Bundeswehr-Abschied„: Es ergab sich, dass ich an meinem letzten Tag bei der Bundeswehr Wachdienst hatte und somit um 5:00 Uhr morgens die Kompanie wecken mußte (Schon wegen der Weckzeit mochte ich den Laden nicht…). Statt „Kompanie aufstehen“ oder etwas ähnlich herzliches laut in die Flure zu brüllen, besorgte ich mir einen Gettoblaster, legte meine Pink Floyd Kassette ein und weckte die Kompanie mit dem ohrenbetäubenden Weckerrasseln von „Time“: Es hat gewirkt! Übrigens war ich mir damals sicher, dass ich nie wieder etwas mit der Bundeswehr zu tun haben werde (Eine meiner großen Fehleinschätzungen in meinem Leben…).

Hotel Alt-Warburg

Das Etappenziel „Hotel Alt-Warburg“ erwies sich als hervorragende Wahl: Gut gelegen, sehr geschmackvoll eingerichtet und mit einem guten spanischen Restaurant ausgestattet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.