- Tourverlauf (bei Komoot): Teil 1 (bis Iznang) und Teil 2 (Reichenau – Konstanz)
- Wetter: Sonne satt, bis 29°
- Länge: 17 km (Plan); 27 km (Ist)
- Gesamtstrecke (Ist): 1573 km
- Dauer: 2 Stunden;
- Höhenunterschied: 60 m (+) / 60 m (-)
- Highlights: Freibad in Iznang, Bootsfahrt Iznang – Reichenau, Unital, Hörnle in Konstanz, Konstanzer Altstadt
- Ziel: Hotel Petershof, Konstanz (http://www.booking.com/Share-9MBwNk)
Dieser Tag war zum Abschluss ein reiner Erholungstag. Das begann schon mit einem erfrischenden Bad im See. Das Frühstück danach im Inklusionshotel fand auf einer sehr schönen Gartenterrasse statt, wobei das Personal mit Handicap rührend bemüht war, alles recht zu machen. (Leider ging trotzdem noch manches daneben, wie zB ein Frühstücksei, das fast roh auf den Tisch gestellt wurde…).
Wir wollten uns heute noch das Vergnügen einer Bodensee-Schifffahrt von Iznang zur Insel Reichenau gönnen. Da wir bis zur Abfahrt noch etwas Zeit hatten, überbrückten wir diese im schönen Iznanger Freibad (kostenlos!),
Für 11,00 € pro Person kamen wir sehr entspannt auf der Gemüseinsel an. Dort suchten wir ein nettes Lokal, um Bodenseefelchen essen zu können (auch wenn die wegen des nun zu klaren Wassers im See wohl nicht mehr in ausreichender Menge gefangen werden können und importiert werden müssen).
Dann verließen wir die Insel über dem Alleedamm und waren schon nach kurzer Zeit über eine Fahrradschnellstraße in unserer zweiten Heimat Konstanz, unserer Alma Mater. Überhaupt ist Konstanz schon sehr weit auf dem Weg zur Fahrradstadt: Für die Hauptstrecken gibt es überall parallele Radwege, oft weg von der Straße. Es gibt eine eigene Brücke über den Rhein. Und hier habe ich das erste Mal einen Kreisverkehr für Radfahrer gesehen. Auf dem Radschnellweg waren wir übrigens mit unseren 25 km/h durchaus nicht die Schnellsten, denn wir wurden von vielen Nicht-E-Bike-Fahrern überholt…
Der weitere Tag bestand dann aus Einchecken und dem Abfahren aller möglichen Orte mit Erinnerungswert. (Das Hotel Petershof war diesmal keine gute Wahl. Die Zimmer waren zwar gedigen eingerichtet, aber klein und stickig. Die Lage miten in Petersdorf war günstig, aber die war sie auch für nachts durchziehende Gruppen in Partylaune. Und zu allem Übel kam ein toter Fisch hinzu, der irgendwo in der Nähe vor sich hingammelte und schon das Abladen zu einer Qual machte. Nachts zog der Geruch auch in das Zimmer und erforderte ein Schließen des Fensters, was es dort noch stickiger machte…).
Konstanz ist für uns natürlich Ort und Quelle zahlreicher, meist schönerer Bingo-Geschichten, die ich nur zum Teil hier andeuten kann…
Was ist eine Bingo-Geschichte? Als zugegeben etwas älterer Mensch kann es passieren, dass man in trauter Familien- oder Freundesrunde Geschichten zum Besten gibt, die die Zuhörer schon ein- oder mehrfach gehört haben (wofür ich mich in aller Form entschuldigen möchte… 😉 ). In unserer Familie gibt es da die witzige Idee, man könne doch Bingozettel mit zufällig verteilten Schlagwörtern dieser Geschichten verteilen. Wenn ein/e Zuhörer*in dann eine Reihe oder Spalte vollständig abgehakt hat, ruft er/sie „Bingo“ und hat gewonnen. (Das ist natürlich hoffnungslos übertrieben… – [Leicht ärgerlicher Emoji].)
Warum Konstanz?
Bingo-Geschichte „Studienort„: Während meiner Bundeswehrzeit fuhr ich im März 1980 mit dem Tramper-Monats-Ticket der Bahn alle möglichen Studienorte in Deutschland ab. Das zurückliegende halbe Jahr war damals grau, ungemütlich und kalt gewesen. Und so war auch diese Reise von Regen und Schlechtwetter geprägt. Aber nur bis zu der Stunde, als ich mit dem Zug Radolfzell erreichte: Der Himmel klarte auf und es wurde wärmer. Als ich kurz danach in Konstanz ankam, war der Himmel schon fast durchgehend blau. Und als ich von der Jugendherberge in Almannsdorf aus erstmals die Universität und die danebenliegende Insel Mainau im Sonnenlicht strahlen sah, war für mich klar: „Hier musst du studieren. Egal was.“. Es wurde dann nicht Biologie, wie ursprünglich geplant, sondern das durch seine breite Ausrichtung interessante Studium der Verwaltungswissenschaft.
Wohnen in Konstanz
Als Student eine Wohnung in Konstanz zu finden, war auch damals nicht ganz einfach. Kam man aus fremden Ländern – wie zB Nordrhein-Westfalen – hatte man gute Chancen auf einen Platz im Studentenwohnheim. Ich hatte Glück und war die ersten 4 Semester (1980 – 1982) im Haus S auf dem Sonnenbühl mit Blick auf den Wald vom Uniberg. Nach dem Arbeitsaufenthalt suchten Sigrid und ich dann im April 1983 eine gemeinsame Wohnung (Wir waren seit Juni 1981 ein Paar…). Leider fanden wir nur eine Einzimmer-Wohnung, klein und überteuert in einem seelenlosen Neubau in der Magdeburger Straße. Die Wohnung hatte auch andere Nachteile, wie zB die Hellhörigkeit. Man hörte doch recht deutlich, wenn sich die Nachbarn mal wieder dem Thema Familienplanung widmeten… Der letzte Tropfen, der das Fass für den Wunsch nach einem Wechsel zum überlaufen brachte, war dann ein Spanner gewesen…
Bingo-Geschichte „Spanner„: Eines Abends, als wir uns im Bad für die Nacht fertig machten, ging mein Blick beiläufig zum kleinen Fenster links oberhalb von uns. Überrascht sah ich das Gesicht eines Mannes. Jeder der mich kennt weiß, dass ich die Ruhe und Besonnenheit in Person bin und alle Möglichkeiten kühl gegeneinander abwäge. Daher raste ich aus dem Bad durch das Wohnzimmer auf den Balkon und nahm mit einer eleganten Felge die Brüstung. Der Spanner, dieser Sittenstrolch, dieser, dieser … (Ok, heutzutage wäre er vermutlich ein ganz normaler Kunde einschlägiger Internetseiten…), jedenfalls hatte er schon einen Vorsprung, den ich barfuß auch nicht mehr einholen konnte. Auch mein Versuch, seine Flucht durch das gezielte Werfen eines Fundstücks vom Sperrmüllhaufen zu stoppen, mißlang leider (oder zum Glück…). (Obwohl ich damals noch im Training als Handballtorwart war.)
Danach fanden wir eine tolle 2-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Beyerlestraße, günstig zwischen Weinbergen, Hörnle und Uni gelegen.
Heiraten in Konstanz
Bingo-Geschichte „Hochzeitsdatum„: Wer weiß, dass wir unseren kirchlichen Hochzeitstag am 20.06. feiern, wundert sich vielleicht über den viel früheren standesamtlichen Termin 31.01.1986. Der Grund dafür ist einfach: Am 01.02.86 hatte ich bei der IBM in Sindelfingen angefangen. Somit hatten wir ab dem Zeitpunkt bis zum Bezug einer gemeinsamen Wohnung in Stuttgart (Ende 1986) eine doppelte Haushaltsführung. Damit die damit verbundenen Kosten auch steuerlich geltend gemacht werden konnten, musste man natürlich zuvor verheiratet sein. Da wir in diesem Jahr sowieso heiraten wollten, haben wir den Termin im Standesamt kurzentschlossen vorgezogen. Mit dem ersparten Geld haben wir dann die Feier finanziert. Weiterer Vorteil: Wir konnten alle Jahrestage zweimal feiern. So hatten wir auch eine süddeutsche Silberhochzeit im Januar und eine norddeutsche Silberhochzeit im Juni… (Wir legen aber Wert auf die Feststellung, dass wir nicht wegen des Finanzamts geheiratet haben!) 😉
Diplomarbeit in Konstanz
Bingo-Geschichte „Schlusspunkt„: Meine Diplomarbeit entstand im Spätsommer 1985 am heimischen Wohnzimmertisch und auf einem alten Schreibtischstuhl sitzend, der zwar höllisch unbequem war, den ich aber trotzdem liebgewonnen hatte. Als nun der letzte Punkt mit der Olympia-Typenradschreibmaschine unter dieses Jahrhundertwerk der Verwaltungswissenschaft gesetzt worden war, brach mein Stuhl tatsächlich unter mir zusammen. Es schien, als habe er mit aller Kraft versucht, bis zum Ende durchzuhalten, die treue Seele (Ich habe ihn dann natürlich noch in einer benachbarten Autowerkstatt schweißen lassen. Er ist dann auch mit uns nach Stuttgart und Oldenburg umgezogen und erst dort von uns gegangen.)
Bingo-Geschichte „Tschernobyl„: Die Diplomarbeit bot noch Stoff für eine weitere Geschichte. Mein Professor fand sie überraschenderweise Wert veröffentlicht zu werden. Ich sollte nur ein druckfähiges Manuskript abliefern. Die Arbeit wurde also durch einen Profi in Konstanz abgetippt. Ende April 1986 holten Sigrid und ich sie dann ab, wobei wir auf dem Rückweg in einen Starkregen gerieten. Wir waren völlig durchnässt (Die Arbeit zum Glück nicht.). Daher ließen wir die Schuhe vor der Tür und duschten erstmal lange. Beides waren glückliche Entscheidungen, was sich kurz danach zeigte, denn mit dem Regen wurden damals große Mengen radioaktiver Stoffe aus einer Wolke ausgewaschen, die vom Reaktorunglück in Tschernobyl stammten. (Erst in diesem Jahr wurde mir durch die herausragende TV-Serie Chernobyl bewusst, wie knapp wir damals alle einer Katastrophe entronnen sind, die große Teile Westeuropas unbewohnbar hätte machen können. Nur mit ganz viel Mut und Glück gelang es zu verhinern, dass auch die anderen drei Reaktorblöcke hochgingen.)