Tag 14: Bad Ems – Wiesbaden

  • Tourverlauf (bei Komoot): https://www.komoot.de/tour/t202441319?ref=atd
  • Wetter: Bedeckt, leichter Regen bis 17°
  • Länge: 63 km (Plan); 68 km (Ist)
  • Gesamtstrecke (Ist): 928 km
  • Dauer: 5 Stunden;
  • Höhenunterschied: 830 m (+) / 780 m (-)
  • Highlights: Limes, Wiesbaden
  • Ziel: Hotel Klemm am Park, Wiesbaden (http://www.booking.com/Share-jyYWcN)

Die Nacht und das Frühstück in der Alten Brauerei waren hervorragend. Der Besitzer war wirklich rührend um das Wohlergehen seiner Gäste bemüht.

Dann hieß es Abschied nehmen von Sigrid, die wieder nach Oldenburg musste, um dort die nächsten vier Tage arbeiten zu können. Am Freitag wollen wir uns aber schon in Freiburg wiedersehen, um ab da die letzten sieben Abschnitte gemeinsam zu fahren.

Gleich nach dem Start überschritt ich den Limes, der mir heute noch mehrfach begegnen sollte, denn ein Teilabschnitt der Etappe verlief auf dem Drei-Kastelle-Weg. Mit Feuerzeichen hatten sich die Soldaten auf den Wachtürmen früher über beobachtete Angriffe verständigt (Das Internet war in dieser Gegend also immer schon schlecht…). Sobald dies in den Kastellen bemerkt wurde, rückte das Heer aus und bekämpfte den Feind. Da dies über die Jahrhunderte fast nie geschah, dürfte das einer der langweiligsten Posten im römischen Reich gewesen sein (Das erinnert mich an meine Bundeswehrzeit…).

Jetzt weiß ich endlich, was Fahrradfahrer auf Latein heißt: Rector Rotae (Führer der Räder)

In Bad Ems hatte ich keinen Halt gemacht, denn der mondäne Charme der Stadt verfing bei mir nicht so richtig. Hinterher hatte ich bedauert, dass ich nicht den Gedenkort für die Emser Depesche aufgesucht hatte, deren Veröffentlichung durch Bismark den Nationalstolz der Franzosen verletzt hatte und die somit ein Auslöser (oder ein Vorwand) für den Deutsch-Französischen-Krieg von 1870/71 war. Wenn man bedenkt, dass dieses Ereignis eine Kette ausgelöst hat, an deren Ende zwei Weltkriege standen, weiß man, wie wichtig es ist, unbedachte Veröffentlichungen zu unterlassen…

[Mein Sohn Alexander merkte zurecht an, dass das so historisch nicht ganz korrekt sei: „Bismarck hat nämlich die Depesche des preußischen Königs an Frankreich so umformuliert, dass sie die Franzosen beleidigte und zur Kriegserklärung brachte. Somit standen sie als Provokateure dar und sämtliche Kleindeutschen Staaten vereinigten sich zum Krieg gegen Frankreich. Das hatte Bismarck auch genauso geplant, der war ja überzeugter preußischer Patriot und wollte die Macht des Staates vergrößern.“]

Bad Ems – ein Kurort für ältere Menschen (Alt = 15 Jahre älter als man selbst… 😉 )

In Nassau machte ich eine längere Pause, um die fehlenden Blog-Einträge nachzuholen. Ab diesem Ort musste man sich von der Lahn entfernen und leider auch von den Radwegen, die ich erst in Wiesbaden wiedersehen sollte. Endlos ging es irgendwelche Bundesstraßen hinauf und man konnte praktisch zusehen, wie die Reichweite des Akkus abnahm.

Es ist sicherlich kein Wunder, dass Nikolaus Otto, der Erfinder des gleichnamigen Motors, in dieser Gegend geboren worden war (In Holzhausen). Er wird auch überall durch die Benennung von Straßen, Schulen und Plätzen geehrt. Man ist ihm hier sicherlich besonders dankbar.

Rathaus in Nassau

Endlich erreichte ich den netten Kurort Bad Schwalbach, wo ich mich etwas stärken konnte.

Und noch ein Kurort: Bad Schwalbach

Als ich Bad Schwalbach verließ, dachte ich, dass nun das Schlimmste bezüglich der Steigungen überstanden sei. Aber weit gefehlt: Nach jedem erreichten Buckel kam der nächste in Sicht. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich den höchsten Punkt erreicht, die Hohe Wurzel. Mit 570 Metern ist der Punkt sogar noch höher als der bisherige Rekord meiner Deutschlandtour im Sauerland bei Brilon.

Ehrlich gesagt, selbst mit E-Bike-Unterstützung war dies ein sportlicher Akt, dem ich nur begrenzt etwas abgewinnen konnte. Es ist mir vollständig unverständlich, warum man freiwillig noch wesentlich höhere Alpenpässe als rector rotae überwinden will…

Am Anschlag, aber heilfroh, dass es nun bis zum Rhein bergab geht

Eine Abfahrt wie die darauf folgende hatte ich aber dann auch noch nie erlebt: 10 Kilometer ging es permanent bergab, teilweise mit 11% Gefälle. Trotz permanenten Bremsens hatte ich Mühe die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h einzuhalten… Das entschädigte natürlich etwas für die Tour der Leiden zuvor. In kürzester Zeit erreichte ich so die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden.

Die Ringkirche begrüßt den Wiesbaden-Besucher

Mehr als die Abfahrt war aber dann das Wiedersehen mit meinem Sohn Sebastian, seiner Frau Juliane und dem – ganz objektiv gesehen – süßesten Enkel von allen, Felix, der Lohn der heutigen Strapazen.

Die heutige Unterkunft war unser altes Stammhotel, welches sehr günstig direkt am Kurpark lag (Leider hatte das Klemm am Park in den letzten Jahren durch mehrere Besitzerwechsel stark nachgelassen. Zum Ausgleich dafür hatten sie aber die Preise erhöht… Inzwischen waren sie wieder erschwinglich, zumindest für eine Sonntagnacht.).

Ach ja: Lohn der Kletterei war abends dann ein heftiger Krampf im Bett…🙄

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.