Tag 1 (= Tag 27): Flensburg – Kappeln: Von geklonten Naturschutzunken, Aquassen und Stolperfischen

  • Tourverlauf (bei Komoot: https://www.komoot.de/tour/816993848?ref=aso und https://www.komoot.de/tour/816725979?ref=aso
  • Wetter: Zu Beginn bewölkt und leichter Nieselregen, am späten NachmiIttag sonnig bei 20°
  • Länge: 72 km (Plan); 89 km (Ist)
  • Gesamtstrecke (Ist): 1693 km (inkl. der Deutschlandtour-Etappen von 2020)
  • Dauer: 8 Stunden
  • Höhenunterschied: 430 m (+) / 420 m (-)
  • Highlights: Flensburger Förde, Holnis-Spitze, Geltinger Birk, Schlei, Kappeln

Die Nacht war kurz. Schon um 4:30 Uhr war an Einschlafen nicht mehr zu denken. Da half nur der Trump-Trick: Ich machte das Hörbuch eines Trump-Beraters an, in dem er über 1000 Seiten die ganzen Fehler und Fehleinschätzungen des POTUS während seiner einjährigen Amtszeit in der Regierung darstellt. Durch die vielen Wiederholungen ist es ein unglaublich langweiliges Buch. Ich schlief auch bald ein, hatte aber dann den Alptraum, dass mein Handy das gleiche Kapitel des Buches immer und immer wieder in voller Lautstärke abspielen würde und ich es auch nicht mehr ausschalten konnte. Irgendwie brauche ich eine bessere Einschlafmethode. Meditieren soll doch gut sein…

Das Frühstück im Hotel am Fjord ließ nichts zu wünschen übrig und so konnte ich mich gegen 8:45 Uhr gestärkt auf die Strecke machen. Der Nieselregen machte mir zunächst nichts aus, aber mit der Zeit hatte ich es bedauert, dass ich die Jacke nach dem Waschen nicht doch noch imprägniert hatte (Smiley mit nach oben verdrehten Augen…). Vorbei ging es am malerischen Kraftfahrtbundesamt und dem von der Marine geprägten Mürwick (Hier war zum Ende des zweiten Weltkriegs sogar die Reichshauptstadt als Admiral Dönitz dort die Kapitulationsurkunde unterschrieb.). Dann konnte man erstmals direkt an der Ostsee entlang fahren, bis man zum Steilufer kam, auf (und in) dem das Marinehauptquartier seinen Sitz hat. Bei der Vorbeifahrt kamen viele Erinnerungen an meine Einsätze hoch, die ich dort in den 90er Jahren hatte. Insbesondere dachte ich an meine liebsten Kollegen und Freund zu der Zeit, mit dem ich das Projekt gestemmt hatte (Dabei ging es auch um OS/2 – ein IBM Betriebssystem, das heute niemand mehr kennt…). Frank war leider viel zu früh verstorben und so beschloss ich an der Holnisspitze einen Stein für ihn zum Gedenken abzulegen (Dorthin hatten wir nämlich schon 1996 eine gemeinsame Radtour gemacht.).

Der Weg zur Holnisspitze ist zwar ein kleiner Umweg aber er lohnt sich unbedingt. Man ist dort komplett von Wasser umgeben und hat eine wunderbare Sicht auf die dänische Küste. Auch die weitere Fahrt nach Gelting führt durch die sanfte Hügellandschaft, die die letzte Eiszeit hier hinterlassen hat. In Gelting gab es dann eine Mittagspause mit einem Seniorenteller beim Griechen. Da mir die Kollegen beim Ausstand am Vortag die Geltinger Birk ans Herz gelegt hatten, wollte ich diese 15 Extrakilometer unbedingt noch mitnehmen. Die Birk war lange ein intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet, welches ab dem 19. Jahrhundert mit Windmühlen entwässert wurde.

Ab 2000 trieb man dann die Renaturierung voran. Man pumpte das Wasser aus den tiefergelegenen Nooren nicht mehr ab, ließ Wildpferde, Wikingerschafe und Rinder dort wild leben und siedelte andere Tiere an (Inzwischen sind es 130 Arten). Kurios war dabei der Fall der Rotbauchunke: Man züchtete hier Unken, die aus dem dänischen und dem deutschen Genpool gemischt waren. Die Hoffnung ist, das diese Population irgendwann als Brückenkopf zwischen den Ländern dienen könne. Inzwischen gibt es auch einen umlaufenden Fahrradweg um die Birk, der zwar etwas holprig ist, aber herrliche Aussichten bietet. Pferde habe ich aber keine gesehen.

In Falshöft bestieg ich noch den ehemaligen Leuchtturm, ehe es in Richtung Kappeln fast immer am Ufer der Ostsee entlang ging. An der Schlei angekommen kam ich bald am schönen Gut Bukhagen vorbei, welches auch (exklusive) Ferienwohnungen bietet. Jede hat eine eigene Terrasse, die über das Wasser ragt (und daher wohl besser „Aquasse“ heißen müsste). Gegen 17:00 Uhr kam ich in Kappeln im Hotel zur Mühle an. Hier gab es deutlich mehr Platz als am Tag zuvor, dafür war die Einrichtung etwas ältlicher. Hier traf ich auch ein Radfahrerpärchen wieder, die schon mit mir im Zug von Hamburg nach Flensburg gereist waren und die ich im Laufe des Tages einmal überholt hatte.

Kappeln ist immer noch sehr schön, auch wenn inzwischen am Hafen eine ganze Touristenmeile entstanden ist. Überall verteilt in der Stadt findet man übrigens im Boden eingelassene Bronzefische mit Namen von Bewohnern. Anderswo gibt es die Stolpersteine zum Andenken an die deportierten jüdischen Mitbürger im Dritten Reich. Kappeln hat dafür halt „Stolperfische“, wobei ich deren Zweck noch nicht herausbekommen habe.

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